sind Pflegekräfte für uns da

Egal ob am frühen Morgen, mitten in der Nacht, am Wochenende oder an Weihnachten – Krankenpfleger und Krankenschwester sind immer für uns da und tun ihr Möglichstes, um uns wieder auf die Beine zu bringen.

Im Rahmen unseres anstehenden Kinderfestes und der Aktionen zugunsten des: Kolibri Krebskranke Kinder e.V. haben wir mit einer Fachkrankenschwester der Kinderonkologie Berlin Buch gesprochen. Auf einer Onkologie werden Patienten mit unterschiedlichsten Krebserkrankungen behandelt. Vor welchen Herausforderungen steht sie und was sind die schwersten Aufgaben

(links im Bild Schwester Sylvia, daneben stellv. Stationsschwester Michaela)

  • David: Wie ist dein Name und wie alt bist du?

Schwester Sylvia: Mein Name ist Sylvia und ich bin 55 Jahre jung.

  • David: Seit wie vielen Jahren arbeitest du nun in diesem Beruf und in der Onkologie?

Schwester Sylvia: Seit 1992 das sind nun mittlerweile 32 Jahre.

  • David: Wie sieht der Alltag auf einer Kinderkrebsstation aus?

Schwester Sylvia: Oh schwierig, das kann man gar nicht so pauschal beantworten da jeder Tag komplett anders aussieht, es gibt schöne und weniger schöne Tage, zum „Alltag“ gehören, wenn Aufgaben wie: Chemotherapien, Antibiose, Infusionen, Transfusionen.

Und natürlich den Kids den Aufenthalt so angenehm wie nur möglich zu gestalten und sie dabei zu unterstützen bestmöglich durch die sehr anstrengenden Therapien zu kommen.

Auch Gespräche mit den Angehörigen und Eltern sind fester Bestandteil, da diese natürlich mit vielen Ängsten und Sorgen zu uns kommen und ein Elternteil immer beim Kind ist.

  • David: Vor welcher Aufgabe würdest du dich manchmal am liebsten drücken?

Schwester Sylvia: Auf jeden Fall vor der Aufgabe den Kids die ausfallenden Haare abzurasieren, das bedeutet oft viel Herzschmerz.

Das überbringen von schlechten Nachrichten ist auch ein sehr schwieriger Schritt den man am liebsten gar nicht gehen möchte.

Besonders schwer ist es auch immer der Moment wenn neue Kinder zu uns kommen, ihnen dann zu erklären wo sie genau sind, dass sie sich auf einer Kinderkrebsstation befinden und dass wir für die nächsten Monate ihr „2. Zuhause“ werden. Das ist leider immer wieder ein riesengroßer Schock für die Kids und auch ein schwieriger und herzzerreißender Moment für uns.

  • David: Jeder einzelne Fall an sich ist schlimm, gibt es dennoch einen der dir ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?

Schwester Sylvia: Oh ja hier werden einige unvergessen bleiben, es gab einen kleinen Jungen den ich über Jahre hinweg begleiten durfte, leider reichte die Kraft für diesen Kampf gegen den Krebs irgendwann nicht mehr.

Seine Mama bat mich dann darum auf seiner Beerdigung die Trauerrede zu halten.

Einen älteren Jungen konnten wir leider nicht dabei helfen seine Hoffnung zu bewahren so dass er leider den Weg des Freitodes wählte.

  • David: Welchen täglichen Herausforderungen müsst Ihr euch stellen?

Schwester Sylvia: In jeder Situation und zu jeder Zeit für die kleinen und großen Patienten da zu sein. Und in akuten Situationen und Phasen richtig zu handeln um natürlich so viele Leben wie möglich zu retten.

  • David: Was war die Lustigste / erfreulichste Geschichte mit einem Patienten?

Schwester Sylvia: Hier ist es der Punkt das wir viele Kinder einfach Gesund machen und sie ihr Leben weiterleben dürfen, wenn sie uns dann Jahre später noch besuchen und manche kommen dann auch mit ihren eigenen Kindern, das sind die Momente die sehr erfreulich sind.

  • David: Leider gehört es zu Eurem Job das eine Behandlung nicht immer positiv und mit Happy End verläuft, wie schafft man es damit umzugehen und den besagten „Schalter“ umzulegen um nicht mit einem riesen „Rucksack im Gepäck“ nach Hause zu kommen?

Schwester Sylvia: Oh, das geht nicht, da wir die meisten unserer Kids über Jahre begleiten dürfen entstehen hier automatisch so feste Bindungen. Da gibt es dann leider keinen „Schalter“, aber man muss versuchen das zu akzeptieren, wir sind ein super tolles Team aus Ärzten, Schwestern, Therapeuten da sind Gespräche das beste und helfen dabei diesen Rucksack nicht zu oft zu schwer werden zu lassen.

  • David: Wie würdest du den „letzten Tropf“ beschreiben, vielleicht magst du uns dieses Ritual erklären und welche Bedeutung es für die Beteiligten hat?

Schwester Sylvia: Also der letzte Tropf ist etwas ganz Besonderes! Hier bekommen die Kinder einen mit Luftballons und kleinem Geschenk geschmückten Tropf/Infusionsständer, diese Luftballons dürfen und „müssen“ die Kinder dann zerplatzen lassen. Hier kommt es dann nicht nur bei den Eltern zu Tränen, sondern auch wir stehen alle dabei und haben „Pipi“ in den Augen. 😊  

Ein wahrlich toller Moment für alle Beteiligten.

  • David: Thema Gehalt – zufrieden oder zu wenig für die Arbeit, die ihr leistet?

Schwester Sylvia: Es ist Ok, klar mag man immer gerne etwas mehr Geld zur Verfügung haben, gerade in den heutigen Zeiten. Und da wir natürlich immer da sind egal ob an Feiertagen, Wochenenden und im Schichtsystem arbeiten. Aber wir bekommen natürlich auch aufgezeigt was die wirklich wichtigsten Dinge im Leben sind.

  •  David: Als Covid noch allgegenwärtig war, war Euer Berufsfeld natürlich Dauerthema, hat sich außer dem Applaus vom Balkon aus etwas Spürbares getan?

Schwester Sylvia: Nicht wirklich, und für unsere Kids war die Zeit furchtbar mit den einhergehenden Besuchsverboten und der Isolation.

  • David:  Was findest du am faszinierendsten an deinem Beruf?

Schwester Sylvia: Das Lachen der Kinder und auch der Eltern, wenn der erste Schock nach dieser furchtbaren Diagnose etwas vorüber ist, Die Kids sind so stark und egal wie schlecht es ihnen geht sie stehen immer wieder auf. Diese Kämpferherzen sind etwas wirklich Beeindruckendes.

  •  David: Du hättest einen Wunsch frei, was würdest du dir für eurem Beruf wünschen?

Schwester Sylvia: Natürlich ganz klar, dass es keine krebskranken (Kinder) mehr gibt, oder zumindest das wir jeden Patienten heilen könnten. Das keiner dieses Schicksal erleiden muss. Das die Therapie nicht mit diesen immensen Nebenwirkungen einher geht.

Und natürlich mehr Zeit für unsere Patienten und deren Angehörige und Eltern, da verständlicherweise sehr viel Gesprächsbedarf vorhanden ist.

David:  Liebe Sylvia,

ich bedanke mich für diese Einblicke und unser Interview. Natürlich danken wir Dir und der gesamten Station auch für Euren unerbittlichen Einsatz.

Wir wünschen Dir und Euch weiterhin alles Gute und so viele positive Behandlungen wie nur möglich.

Wir sehen uns, wenn möglich noch auf unserem Kinderfest und dann ja zur Übergabe aus unseren Aktionen in Berlin.